Nicht zu Knacken - Von ungelösten Enigma-Codes zu den Briefen des Zodiac-Killers Buchkritik



Im Buch "Nicht zu Knacken" nimmt der Kryptographie-Experte Klaus Schmeh den Leser mit auf eine Reise durch zehn der aus seiner Sicht faszinierendsten Rätsel der Verschlüsselungsgeschichte, von denen einige immer noch nicht geknackt wurden. Genau das macht den Reiz des Buches aus, denn von einige Rätseln, wie dem Voynich-Manuskript oder den verschlüsselten Botschaften des Zodiac-Killers dürften viele schon einmal gehört haben, die sich bisher nicht intensiv mit der Kryptologie befasst haben.

Aber erst einmal von Anfang an. Bevor Schmeh dem Leser den ersten Fall vorsetzt geht es erst einmal ans Aufwärmen. Auf rund 30 Seiten bekommt der Leser eine Einführung in die geschichtliche Entwicklung der Kryptographie und Kryptoanalyse. Dabei hangelt er sich von kleineren Beispielen zu unterschiedlichen Personen, die die Zeit hinsichtlich der Kryptologie bis heute geprägt haben. An einigen Beispielen macht er darüber hinaus klar, welchen unmittelbaren Einfluss der Einsatz der Kryptographie und den Gegenpart dazu, die Kryptoanalyse, auf die geschichtliche Entwicklung der Menschheit hatte.

Nach dem Aufwärmen geht es dann auch schon zur Sache. Auf den nachfolgenden 200 Seiten stellt der Autor insgesamt zehn außergewöhnliche, und teilweise bis heute nicht entschlüsselte, kryptographische Rätsel vor. Dazu zählen:

  1. Das Voynich-Manuskript
  2. Der Codex Rohonci
  3. James Hamptons Notizbuch
  4. Enigma-Funksprüche
  5. Der Doppelwürfel
  6. Der Somerton-Mann
  7. Der Zodiac-Killer
  8. Die Beale-Chiffren
  9. Kryptos
  10. Robert Thouless' Experiment

Wie man sieht, eine interessante Zusammenstellungen von bekannten und wenig bekannteren kryptographische Rätseln, die sich vom 15. Jahrhundert (Voynich-Manuskript) bis in die heutige Gegenwart hinziehen.

Für jedes Rätsel greift der Autor auf einen einheitlichen Aufbau zurück. Damit wird der Leser angenehm mit der Materie vertraut gemacht. Begonnen wird mit einer allgemeinen Beschreibung des Rätsels. Anschließend werden die Details und die besonderen Gegebenheiten des Falles aufgezeigt. Gegen Ende weist er auf einige Lösungsvorschläge hin und bewertet diese. Dass er dabei von den esoterischen Ansätzen nicht ganz überzeugt ist, lässt er mehr als nur einmal durchblitzen (Schmeh ist Mitglied der Skeptikerorganisation Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften). Leider zieht der Autor das Schema so konsequent durch, dass er sich an einigen Stellen wiederholt. Darüber hinaus macht er an einigen Stellen lediglich Andeutungen, bleibt den Details dem Leser aber schuldig. So erwähnt er beispielsweise im Zodiac-Killer Fall den Österreicher Dr. Jürgen Koller, der angeblich Ansatzpunkte für eine Lösung hätte, welche diese aber sind, erwähnt Schmeh mit keinem Wort. In diesen, zugegebenermaßen seltenen Augenblicken, bleibt ein gewisses unbefriedigendes Gefühl beim Lesen zurück. Letztendlich war vielleicht auch die Auswahl der zehn Rätsel etwas unvorteilhaft, da bei einem Großteil davon auszugehen ist, dass es sich um Hoaxe handelt, also nicht um echte Verschlüsselungen, sondern irgendwelchen Scherzen. Besonders deutlich wird das im Kapitel über die Beale-Chiffre, bei der auch ein unbedarfter Leser schnell davon ausgeht, dass es sich hier nur um einen Scherz handelt. Warum Schmeh, der am Ende zum selben Ergebnis kommt, dem Fall aber so viel Platz im Buch lässt, bleibt fraglich.

Im Großen und Ganzen liest sich "Nicht zu Knacken - Von ungelösten Enigma-Codes zu den Briefen des Zodiac-Killers" aber flüssig durch. Dabei müssen sich auch interessierte Leser, die bisher nichts mit der Kryptologie zu tun hatten, nicht abschrecken lassen. Ein spannend geschriebenes Buch, das zudem auch noch zum eigenen Knobeln animiert und einlädt. So findet man am Ende zehn, nach der Schwierigkeit aufsteigend sortierte, Kryptogramme, an denen sich der Leser selbst probieren kann.

Damit richtet sich das Buch vor allem Knobelfans und Einsteiger in die Materie, die etwas unterhalten und gleichzeitig noch in die spannende Welt der Kryptographie und Kryptologie eintauchen möchten. Wer von den zehn Fällen bisher noch gar nichts gehört hat, kann sich ebenfalls das Buch bedenkenlos kaufen, um damit einen groben Überblick über diese zu erhalten. Alle Krypto-Experten allerdings, die etwas mehr als nur Unterhaltung suchen, sollten von dem Buch Abstand nehmen. Für diese bieten sich entsprechende Fachartikel in Magazinen (bsp. Cryptologia) an, auf die der Autor im Buch selbst mehrfach verweist. Für alle andere gilt aber eine uneingeschränkte Kaufempfehlung!